Gottfried Keller

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Allgemeine Hinweise Besonderes
Hinweise Die leidige Orthographie
Die Schulerfahrungen des Grünen Heinrich  
 

Allgemeine Hinweise

 

Liebe Schülerinnen und Schüler,

diese Seite ist all denen gewidmet, die nach Materialien, Inhaltsangaben und Interpretationen zu jenen Werken von Gottfried Keller suchen, die in der Schule am häufigsten gelesen und besprochen werden.

Wir stellen hier einfache und brauchbare Werkbeschreibungen zur Verfügung, einige zitiert aus: Kindlers neues Literaturlexikon © CD-ROM 1999 Systhema Verlag GmbH, Buchausgabe Kindler Verlag GmbH. (Quelle immer angeben!)

Wir sind Freunde von Gottfried Keller, aber keine Lehrer und auch nicht der Schule verpflichtet. Deshalb erlauben wir uns manchmal etwas unorthodoxe Äußerungen, so zum Beispiel über Sinn und Unsinn didaktischer Fragestellungen an die Literatur oder über die Orthographiereform. Wir selber lieben die meisten Fragen der Deutschlehrer auch nicht besonders und grübeln lieber über Kellers Texte selber nach. Vielleicht versucht Ihr's auch mal, wenn Ihr's nicht schon getan habt - Keller kann nämlich ganz schön spannend sein. Und auch er hat seine Schulerfahrungen gemacht, bevor er, wegen Ungehorsams, von der Schule gewiesen wurde (nachzulesen in seinem Roman Der grüne Heinrich).

Randzeichnung von Gottfried Keller unter einem frühen Gedicht

 

Die Schulerfahrungen des Grünen Heinrich

 

Aus der ersten Fassung des Grünen Heinrich von 1854. Keller hat bei der späteren Neubearbeitung des Romans 1879/80 diese Stelle gestrichen.

Nicht so gut erging es mir mit dem übrigen Lernen. In allen Schulen, wo kein Latein getrieben wird, betrachtet man den Unterricht als einen Dampf, der möglichst rasch durch das Gehirn der Jugend gejagt werden müsse, um wieder zu verfliegen. Dies Ein Mal und nie wieder Hören der Gegenstände, dies regelmäßige und vollkommene Vergessen dessen, was die einzelnen Naturen in den Jahren des Unverstandes nicht ansprach und was sie später doch so gerne wissen möchten, hat etwas Grauenhaftes in sich; es ist, |als ob dies Unkraut nur da wäre, um auch das zu beeinträchtigen und zu schmälern, was man wirklich versteht und gerne lernt. Es sind vielleicht nicht die schlechteren Gewächse der Schule, welche für das, dessen Zweck sie einstweilen nicht einsehen, böswilligst keinen Sinn zeigen und beharrlich darin nichts thun, und es fragt sich, ob manche Lehre nicht erst dann begonnen werden sollte, auch in ihren Anfängen, wenn man im Stande ist, den großen und erhabenen Endzweck klar und eindringlich zu machen. Die meisten Schulmänner haben ihr Leben lang Nichts getrieben, als das Fach, in welchem sie vierzehnjährige Knaben unterweisen sollen. Von frühster Jugend an haben sie besondere Neigung dafür gezeigt, dann studirten sie, hörten das gleiche Thema drei, vier Mal bei verschiedenen Lehrern, reis'ten und hörten es wieder, lasen nichts Anderes, als was davon handelte, und nun treten sie vor die Jugend und verlangen von ihr, daß sie aus einigen trockenen, grämlichen Einleitungsworten die ganze Einsicht und Begeisterung für eine lange Reihe von Unterrichtsstunden schöpfe, und eben so überzeugt sei von der Klarheit und Nothwendigkeit jedes Punktes, als sie selbst von ihrer Weisheit. Die Kinder des Latein und des Griechisch, der Student werden freilich gehätschelt und gepflegt, damit die Kaste nicht ausgehe; aber alle Lehrer, welche in den geheiligten Mauern nicht unterkommen können, betrachten sich auf den Profanschulen als unglückliche Verbannte, welche Perlen vor die Säue zu werfen haben. Ich habe auch Schulmänner gesehen, deren Lebensaufgabe darin bestand, die Volkserziehung zu verbessern. Tag und Nacht arbeiteten sie daran, reis'ten herum auf Kongressen, schrieben Bücher und führten Polemik; ein inneres Feuer verzehrte sie. Was Wunder, wenn sie verdrießlich und einsilbig in die Stunde kamen und ängstlich darüber wegeilten, um nur wieder an die Lösung ihres Einen Räthsels gehen zu können?

Man begann uns Weltgeschichte zu diktiren, und unzählige Namen orientalischer Urvölker schwirrten an uns vorüber, während wir gleichzeitig die Geographie von Europa betrieben, von dessen Bewohnern wir nichts vernahmen zu selber Zeit, und als die Sache umgekehrt wurde, hatten die Meisten die entsprechende Kenntniß schon gründlich vergessen oder wußten sie nicht anzuwenden; denn eben diese Einsicht kommt erst mit der reiferen Jugend, welcher die Welt anfängt deutlich und wichtig zu werden.

 (Inhaltsangabe und weitere Infos zum Grünen Heinrich)

 

 

Besonderes

 

 

Die leidige Orthographie

 

Keller bekundete, wie die meisten Dichter, kein besonderes Interesse für orthographische Fragen. In den Jahren nach 1880 begrüßte er die preußische Rechtschreibereform, weil sie mit alten 'Zöpfen' wie dem 'th' in Wörtern wie 'Theil', 'Muth', 'roth' usw. aufräumte. In seinen eigenen Manuskripten ging er zum Teil noch weiter und schrieb auch 'That', 'Thal' und 'Thräne' ohne 'h', was erst Jahrzehnte später opportun war. Ansonsten schrieb er mehr oder weniger, wie es sich gerade ergab, wenn das Wort nur das möglichst treffend ausdrückte, was es auszudrücken galt. Die Orthographie als Instrument der Normierung und Disziplinierung wurde sowieso erst ein Hobby der nachfolgenden Generationen.

Dazu ein Beispiel aus dem Manuskript zu dem Roman Martin Salander von 1886. Das Wort 'Kaffee' kommt hier in nicht weniger als sieben Varianten vor, nämlich als 'Cafe', 'Café', 'Kafe', 'Kaffee', 'Kaffe' und 'Kaffé'. Ein einziges Mal (auf S. 217) hat er (vielleicht aus purer Laune) 'Kaffé' in 'Kaffee' korrigiert.

Ein Wörterbuch hat er offenbar nicht verwendet. Aber was hätte er denn dort gefunden? Der altehrwürdige Adelung (1796) hatte noch alternativenlos die Schreibung 'Kaffeh' verlangt, das Handwörterbuch der deutschen Sprache von Sanders hielt es (1865) mit dem 'Kaffe', die Brüder Grimm schreiben 'kaffee' jederzeit sinnvollerweise klein - ganz abgesehen mal vom auch heute noch gebräuchlichen Caféhaus und von jenem Tier, dem es gehört: dem 'Cafetier'.

Hingegen waren sie sich einstens von Adelung bis Duden 1999 einig, daß man 'Gemsen' als 'Gemsen' leben läßt und 'behende' sein kann, auch ohne dabei die 'Hände' zu bemühen, was heute - so man's glauben will - anders sein soll.

Natürlich werden wir selbst in keinem einzigen Fall die Orthographie von Keller oder seinen Setzern antasten und uns jedes Mal freuen, wenn es sich der Autor leistet, ein Wort auf mindestens zwei verschiedene Weisen zu schreiben.