Abraham Roth (1823-1880) |
Herausgeber des Bund (1851-64) und der Sonntagspost (ab 1865), wo auch Beiträge von Keller erschienen
Anzahl registrierte Briefe: 11 an, 0 von Keller (11 ZB Zürich)
<ZB: Ms. GK 79f1 Nr. 221; unveröffentlicht>
Bern. 24. < FACE="Arial">Septb. 1860.
Sehr geehrter Herr!
Soeben habe ich behufs einer Anzeige in unserm Blatte Auerbachs Kalender 1861 durchgangen u. Ihre meisterhafte
Erzählung vom Fähnlein der sieben Aufrechten fesselte mich so lebhaft, daß ich sie gar zu gern
im Feuilleton des "Bund" mittheilen möchte. In der Voraussetzung, es werde Ihnen selber dienlich sein, daß
Ihr Werk in möglichst weitem Kreise gelesen werde, bin ich so frei, Sie mit der Frage zu behelligen, ob Sie
oder der Herr Herausgeber des Kalender die Einwilligung hiezu geben würden, so wie ob u. welche Bedingungen
hieran geknüpft werden.
Zwar Sie wissen, wir haben in der Schweiz noch kein gesetzlich anerkanntes literarische Eigenthum, u. in Betracht dessen könnten wir ungestraft raubrittern, wie es so viele Marder¿ thun; allein das moralische Gebot ist unserer Redaktion in diesem Punkt eben so heilig, wie das gesetzliche, u. in Anbetracht dieser | gewiß löblichen Grundsätze werden Sie gewiß die Freundlichkeit haben, unsre bescheidene Anfrage beförderlich mit zwei Zeilen zu beantworten.
Genehmigen Sie bei dieser Gelegenheit die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung, u. grüßen Sie en passant unsern gemeinschaftlichen Freund Wilhelm Baumgartner vulgo Boom von
Abraham Roth.
Chef-Redaktion des "Bund", in Abwesenheit des Hr. Dr. Papon.
<Ms. GK 79f1 Nr. 222; unveröffentlicht>
Redaktion
des
"Bund":
Dr. A. Roth. K. Tscharner.
Bern, den 14. Oktob. 1860.
Verehrtester Herr!
Ihr Anerbieten ist uns nur willkommen, was Ihnen der Umstand beweisen mag, daß Ihre Korrespondenz heute schon
in Satz gegeben u. also morgen erscheinen wird. Wir bitten sogar, sich fleißig einzustellen, u. seien Sie
auch überzeugt, daß Korrespondenzen von der Ausdehnung dieser ersten von uns nicht als zu umfangreich
betrachtet werden.
Empfangen Sie bei dieser Gelegenheit unsern verbindlichen Dank für Ihre Erlaubniß zum Abdruck der "sieben Aufrechten". Seither hatten wir uns der gleichen Zuvokommenheit des Hrn. Keil zu erfreuen, so daß wir mit dem süßen Bewußtsein vollständig gewahrter Ehrlichkeit an den Abdruck gehen u. unser Feuilleton zieren können. Erfreuen Sie die literarische Welt recht bald wieder mit so hübschen Dingen. Unterdessen aber u. zunächst Gut Heil! auf den Wahlkampf!
Mit vorzüglicher Hochachtung
die Red. des Bund
A. Roth.
P. S. Haust etwa wieder Curti in den 2 Artikeln der N M Ztg u. um was handelt es sich?
<ZB: Ms. GK 79f1 Nr. 229; unveröffentlicht>
Bern, 19. Aug. 1865.
Mein lieber Freund!
Widmer sagte mir neulich, Du gehest wieder mit ein paar Zürcher Artikeln schwanger. Können diese Zeilen
in etwas die Geburt befördern helfen, so werde ich dem Kindlein gerne zu Gevatter stehen, selbst wenn es Drillinge
werden sollten. Ich thäte das um so lieber, als ich 1.) gegenwärtig von meinen Mitarbeitern überhaupt,
und 2.) seit einiger Zeit von meinem Zürcher Kantonalberichterstatter insbesondere etwas verlassen bin, was
nicht verfehlen kann, auf mein Blatt einen schädlichen Einfluß auszuüben. |
A propos Wie steht's auch wohl mit dem Schatzkästlein à la Hebel?
Übrigens unter allen Umständen Dein alter
Roth.